In diesem Jahr feiert die Vineyard Church of Anaheim als Keimzelle der Vineyard-Bewegung ihr 40-jähriges Bestehen. Grund genug, einmal zurückzuschauen, wie die Vineyard anfing und wo unsere Wurzeln sind.
Was ich sehr schön finde an der Vineyard, obwohl die amerikanischen Wurzeln unverkennbar sind, alleine im Namen, ist sie doch keine „Franchise-Bewegung“, die versucht, eine von der amerikanischen Kultur geprägte Art und Weise in andere Länder zu exportieren und sie dort genauso umzusetzen. Sondern für jede Region auf der Welt versuchen die jeweiligen Leiter, die grundlegenden Werte und Prinzipien zu adaptieren und beziehen die lokale Kultur mit ein. Vineyard UK & Ireland, Vineyard DACH (Deutschland, Österreich, Schweiz), Vineyard Benelux, Vineyard Norden, sogar die Vineyard Canada ist eine leicht andere als die Vineyard USA. Es gibt kein vorgefertigtes Patentrezept, das nun in die ganze Welt verbreitet wird, aber dennoch sind die Grundlagen, auf denen wir als Vineyard aufbauen, universell anwendbar.
Nach diesem kurzen Exkurs zurück zum Thema. Carol Wimber, die Witwe von John Wimber, schrieb zur Geschichte der Vineyard 2012 folgendes:
An einem sonnigen Nachmittag im Juni 1964, verließ unser 3-jähriger Sohn Sean unser Zuhause in Yorba Linda, Kaliforinen. Zuerst machte ich mir keine großen Sorgen, als ich bemerkte dass er nicht mehr da war. Unser Nachbarschaft war ruhig und gut geschützt durch die Eukalyptusbäume und Orangenhaine. Aber als ich furchtbare Schreie aus einem Garten gegenüber hörte, wusste ich sofort, dass Sean in Gefahr war. Ich rief John, wir rannten die Straße herunter und fanden ihn ziellos umherlaufend, einen Hügel im Garten des Nachbarn hinunter, zu Tode erschrocken und er wedelte nach Bienen, die ihn stachen – er war mitten in eine Reihe von Bienenstöcken gelangt. Wir nahmen ihn hoch, rissen sein T-Shirt herunter, entfernten die Bienen und brachten ihn schnell nach Hause. Unterwegs konnte ich die roten, ekligen Beulen sehen, die sich auf seinem ganzen Körper bildeten. Sobald wir zuhause angekommen waren, brachte John den stillen und geschockten Sean ins Bett. Dann tat John etwas, das wir nie zuvor getan hatten. Er legte seine Hände auf Sean und bat Jesus, ihn zu heilen.
Wir waren junge Christen, die kurz zuvor von ihrem Pastor vor den Gefahren von charismatischen Gaben wie Heilung gewarnt worden waren. „Sie sind umstritten“, sagte er uns, „und der Teufel fälscht sie. Es ist das Beste, sich davon fernzuhalten.“ Aber Seans Zustand durchstach all diese Argumente. John betete verzweifelt. Dann passierte etwas außergewöhnliches. Die ungefähr fünfzig Beulen an seinem Körper verschwanden, bis letztendlich kein Kratzer mehr an ihm zu finden war und er friedlich einschlief. Es überrascht nicht, dass wir begeistert waren. Gott hatte unseren Sohn verschont. Aber schon bald begannen Zweifel, sich einzuschleichen. „Vielleicht ist Sean Bienenstichen gegenüber immun“, dachten wir. Oder vielleicht ist er auf natürliche Weise so schnell genesen. (Dieser Gedanke wurde später widerlegt, als Sean auf eine Biene trat und sein Fuß so stark anschwoll, dass sein Schuh nicht mehr passte!) Aber 13 Jahre lang legten wir dieses bemerkenswerte Wunder gedanklich in einer Schublade mit der Bezeichnung „Dinge, die wir nicht verstehen“ ab.
John gab seine vielversprechende Musikkarriere auf, um in einer Fabrik in der Nähe zu arbeiten
John und ich hatten uns 1963 entschieden, Jesus nachzufolgen. John arbeitete in der Musikindustrie in Las Vegas (in einer Band mit dem Namen „The Righteous Brothers“), während ich drei Kinder in Los Angeles großzog. Er trank viel und ich kämpfte mit ernsten Depressionen und wir planten, die Scheidung einzureichen. Ohne zu wissen, was der andere tat, beteten wir beide um Vergebung und für unsere Ehe zu einem Gott, den wir nicht wirklich kannten. Und unser Leben wurde verändert. Wir lernten von gottesfürchtigen Menschen in unserer lokalen Quäkergemeinde alles über Jesus und die Bibel. John gab seine vielversprechende Musikkarriere auf, um in einer Fabrik in der Nähe zu arbeiten. Wir verbrachten all unsere Zeit und Energie damit, Bibelunterricht zu geben und jedem, der zuhören wollte, von Jesus und seinem Einfluss auf unser Leben zu erzählen. Im Jahr 1970, als über 500 Leute in unseren Gruppen waren, wurde John mit in die Leitung der Quäkergemeinde einbezogen.
Vier Jahre lang als Pastor zu arbeiten war nur ein halber Segen. Auf der einen Seite wuchs die Gemeinde so schnell, dass wir unsere Räumlichkeiten vergrößern mussten. Auf der anderen Seite fühlte John eine vage Unzufriedenheit, die er nicht ganz dingfest machen konnte. Dann, an einem Sonntag im Jahr 1974, spürte er, wie der Herr ihn fragte, „John, würdest du in diese Gemeinde gehen, wenn du nicht dafür bezahlt würdest?“ Weil er Identität und Sicherheit in der Gemeinde statt in Gott gesucht hatte, musste seine Antwort „Nein“ lauten. Dann betete er, „Wie ist es dazu gekommen?“ Der Herr zeigte ihm deutlich, dass er sich in den vergangenen zehn Jahren immer wieder dem Heiligen Geist widersetzt hatte. Daher entschließ John sich, das Pastorenamt zu verlassen. Dankenswerterweise erhielt er daraufhin eine Arbeitsstelle als Berater für Gemeindewachstum am Fuller-Seminar. Dort hinterließen die Begegnungen mit Charismatikern, Theologen und Missionaren, die gerade von ihrem Einsatz zurückgekehrt waren, einen tiefen Eindruck bei ihm. Er sah eine Verbindung zwischen Gemeindewachstum und den „Zeichen und Wundern“, die sein Herz weich gemacht hatten für göttliche Heilung.
Während John im Land umher reiste und hunderte verschiedener Gemeinden beriet, veränderte Gott meine Einstellung zu den Werken des Geistes. Ich war sehr feindselig gegenüber allem Übernatürlichen eingestellt – besonders beim Thema Heilung. Als eine Älteste in unserer Gemeinde, war ich dafür verantwortlich, die Mitglieder hinauszujagen, die begannen, Zeichen von Charismatikertum zu zeigen. Dann, in einer Nacht im September 1976, hatte ich einen Traum, in dem ich auf einer Holzkiste stand und meine übliche anticharismatische Lehre hielt. Aber als ich aufwachte, sprach ich in Zungen. Im nächsten Moment konnte ich kaum atmen unter dem Gewicht der Erkenntnis meiner Sünde. Ich wurde an Seans Heilung erinnert, die viele Jahre zuvor geschehen war. Ich verstand, dass John an jenem Tag tatsächlich dem Herrn begegnet war und ich ihn beeinflusst hatte, seine Erfahrung abzulehnen. Ich erkannte meine Herzenshärte. Daher verbrachte ich die nächsten zwei Wochen damit, Buße dafür zu tun. Ich weinte so stark, dass ich eine Sonnenbrille tragen musste, wenn ich das Haus verließ! Aber ich spürte, dass Gott mir vergab und dass er all das mit uns tun wollte, was er schon von Anfang an vorgehabt hatte.
Im selben Monat ging ich zu mehr als 30 Leuten aus unserer Gemeinde, einem nach dem anderen, und bat sie um Vergebung dafür, wie ich sie behandelt hatte. Bald kamen viele dieser Leute und andere, die wir zuvor zu Christus gebracht hatte, zu einer kleinen informellen Hauskirche, wo wir Lobpreis machten, beteten, die Bibel studierten und die Offenheit Gottes und seiner Gaben erlebten. Jeder nahm daran teil. Viele Menschen, die sich von der Kirche entfernt hatten, kamen zurück. Stolze, zynische Männer lösten sich in Tränen auf in der Gegenwart Gottes. Niemals zuvor hatte ich eine Gruppe von Menschen mit einem solchen Hunger nach Gott erlebt.
John, ich habe deinen Dienst gesehen. Jetzt will ich dir meinen zeigen!
Während all dies passierte, ging es John nicht besonders gut. In jenem Winter 1977, erschöpft vom Reisen, mit hohem Blutdruck und pochendem Kopf, fand John sich in einem Hotelzimmer am Flughafen von Detroit wieder. Ein Sturm hatte dafür gesorgt, dass sein Flug verschoben werden musste und er saß fest. Bevor er einschlief, betete er verzweifelt, dass Gott ihm zeige, was mit seinem Lieben schief lief. Mitten in der Nacht weckte Gott ihn auf mit diesen Worten, „John, ich habe deinen Dienst gesehen. Jetzt will ich dir meinen zeigen!“ – „Oh, Herr, das ist alles, was ich immer wollte“ antwortete er unter Tränen. Das war ein Wendepunkt in Johns Leben. Die Ereignisse der vergangenen vier Jahre hatten ihn dazu gebracht, dass er offen für Gottes übernatürliches Wirken war.
Am Muttertag 1977 trafen sich 60 von uns zum ersten Mal an einem Sonntagmorgen in einem gemieteten Gebäude in Yorba Linda, Kalifornien. Es war die beste Zeit unseres Lebens. Wir tranken Kaffee und aßen Doughnuts. Wir machten eine ganze Stunde lang Lobpreis. Unsere kleinen Kinder rannten tanzend herum und spielten. John und ich waren die ältesten in der Gemeinde. John lehrte aus den Evangelien, dass Jesus ein Wortarbeiter war. Wie er davon sprach dass „die Zeit gekommen“ und Gottes Reich „nahe“ war und dann die Gegenwart Gottes mit Heilung demonstrierte. Und John lehrte darüber, dass Jesus uns dazu berufen hatte, dasselbe zu tun – Wortarbeiter zu werden. Also wurden wir dazu.
Nach ein paar Wochen beteten wir für einen jungen Mann, der seine Arbeit verloren hatte, weil man einen Geburtsdefekt in seiner Wirbelsäule entdeckte. Am nächsten Tag zeigten die Röntgenaufnahmen, auf denen er bestanden hatte, einen total normalen Rücken. Er bekam seine Arbeit zurück. Eine andere Frau erhielt Gebet für einen Autounfall aus ihrer Kindheit, wodurch ihr rechtes Bein um vier Zentimeter länger gewachsen war als ihr linkes. Als wir ihr die Hände auflegten, sprang ihr Bein mit einem harten Ruck zurück und Gott heilte sie auf der Stelle.
Darauf wurde die Vineyard gegründet, auf der Realität des Reiches Gottes, dass genug für alle da ist
Immer wenn jemand John über die Vineyard befragte, wie alles begann, erzählte er jedes Mal die Geschichte über die Vision von der Honigwabe. Sie bedeutet uns so viel. Was interessant ist, alle paar Jahre hat ein Leiter in der Vineyard dieselbe Vision, ohne zu wissen, dass John sie vor vielen Jahren schon bekam. Im ersten Jahr der Gemeinde wurde John vom Telefonanruf eines verzweifelten Mannes geweckt, dessen Frau schwer krank war. Als er zu dem Haus kam, war das Gesicht der Frau hochrot und sie schwitzte stark, so dass John innerlich stöhnte, „oh nein, das wird ein schwerer Fall!“ Er betete ein Gebet ohne Glauben und drehte sich zu dem Ehemann um, um ihm zu erklären, warum manche Leute nicht geheilt werden. Aber bevor er damit fertig war, grinste der Mann plötzlich übers ganze Gesicht. Seine Frau stand auf und war wie ausgewechselt. Sie bot ihm sogar Kaffee an. John fuhr davon und war außer sich vor Freude, er schrie so laut er konnte, „Wir haben eine! Es funktioniert wirklich!“ und feierte die Tatsache, dass Gott ihn als Werkzeug seiner gnädigen Heilung benutzt hatte.
In diesem Moment sah er vor seinem geistigen Auge eine riesige Bienenwabe, aus der Honig auf die Darunterstehenden tropfte. Manche weinten vor Freude, probierten davon, teilten sogar mit anderen. Andere waren irritiert, wischten sich den Honig ab und beschwerten sich über die Sauerei. „Es ist meine Gnade, John“, spürte er den Herrn sagen. „Für manche ist es ein Segen aber für andere ein Hemmnis. Es ist genug für alle.“ Zusammengefasst ist es das, worauf die Vineyard gegründet wurde, auf der Realität des Reiches Gottes, dass genug für alle da ist. Genug Gnade für Sünder. Genug Heilung für Zerbrochene. Genug Liebe für Verstoßene. Genug für alle.
Jörn