Die Vineyard-Bewegung ist ein bunter Haufen verschiedener Gemeinden. Es gibt Vineyards in der katholischen Kirche, sehr charismatische Vineyards und alle erdenklichen Schattierungen dazwischen. Was uns aber eint, sind die gemeinsamen Werte und Grundlagen unseres Glaubens. Die fünf Schwerpunkte mit ihren Leitsätzen möchten wir euch an dieser Stelle vorstellen. Zu jedem Wert gibt es auch eine Predigt auf Abruf.
Reich Gottes, wie Jesus es gelehrt und praktiziert hat
Wir schätzen das Reich Gottes als die zentrale Botschaft der Bibel. In der Person Jesu ist das Reich Gottes angebrochen. Er verkörpert es mit Worten, Werken und Wundern. Wir erwarten Zeichen dieses neuen Reiches in der Spannung von ‚schon jetzt‘ und ‚noch nicht‘ und leben seinen Auftrag mit einer positiven Weltsicht.
Leitsätze
- Gottes Eingreifen erwarten: Wir erwarten heute das Handeln und Reden Gottes. Wir verzichten auf Manipulation und Effekthascherei. Wir leben natürlich übernatürlich.
- Unterwegs mit einem Auftrag: Wir leben als Nachfolger Jesu, indem wir seine Worte weitergeben, seine Werke tun und mit seinen Wundern rechnen.
- Leben in der Spannung: Wir wissen uns hineingenommen in das Spannungsfeld des bereits angebrochenen Reiches (schon jetzt) und der noch ausstehenden Vollendung dieses Reiches bei der Wiederkunft Jesu (noch nicht). Deshalb verzichten wir darauf, alle Fragen nach dem „warum (lässt Gott das zu)“ beantworten zu wollen.
- Handeln aus Hoffnung: Wir handeln in dieser Welt aus einer positiven Sicht der Zukunft heraus.
- Die ganze Kirche lieben: Wir wissen uns verbunden mit der ganzen Kirche Jesu Christi. Wir lernen von ihr und respektieren sie mit ihren unterschiedlichen Gaben und Stilen.
Gottes kraftvolle Gegenwart erleben
Wir schätzen Gottes kraftvolle Gegenwart, in der wir Vergebung, Heilung und Befreiung erleben. Wir verstehen Gemeinde als Gemeinschaft von Menschen, die sich aus dieser Erfahrung heraus Gottes Willen unterstellen, seine Leitung annehmen und ihr Leben miteinander teilen.
Leitsätze
- Gottes Gegenwart erleben: Wir lieben es Gott anzubeten und Raum zu schaffen für seine Gegenwart. Dort erleben wir Vergebung, Heilung und Befreiung.
- Jesus ist der Eigentümer der Gemeinde: Wir begrenzen ihn nicht durch eigene Vorstellungen und Programme. Wir wollen dorthin gehen, wo Jesus auch ist.
- Jesus ist der Leiter der Gemeinde: Wir leben unter Seiner Leitung, indem wir auf seine Stimme hören, uns von seinem Geist erfüllen lassen und ihm gehorsam sind.
- Geistliche Leitung ist Funktion: Wir heißen Gemeindeleitung als Gabe und Geschenk Gottes willkommen. Sie befähigt die ganze Gemeinde, die Werke Jesu zu tun.
Barmherzigkeit, die sich den Menschen zuwendet
Wir schätzen Gottes barmherzige Zuwendung zu jedem Menschen. Wer sich für diese Barmherzigkeit öffnet, erfährt Heilung und Wiederherstellung. Auf diesem Weg wollen wir auch andere mitnehmen, indem wir uns aktiv um Kranke, Zerbrochene, Arme und Verlorene kümmern.
Leitsätze
- Nach Hause kommen: Wir erfahren Würde und Wert in der Zuwendung Gottes zu uns. Dies gibt uns Halt und Identität.
- Wege der Herstellung gehen: Wir übernehmen Verantwortung für unser Leben und verstehen Heilung und Wiederherstellung als einen Weg und einen Lebensstil.
- Die Kranken heilen: Wir beten für Kranke und erwarten das übernatürliche Eingreifen Gottes. Gleichzeitig begleiten wir kranke Menschen mit Liebe, Geduld und Glauben.
- Den Armen dienen: Wir teilen unser Leben mit den ‚Geringsten‘ und setzen uns ein für die Armen, Ausländer und Ausgegrenzten.
- Die Verlorenen suchen: Wir leben und beten mit jesusfernstehenden Menschen. Wir hoffen, dass sie so die Gegenwart Gottes erleben und sich auf den Weg Jesu einlassen wollen.
Heilende Gemeinschaft
Wir schätzen tragfähige und ehrliche Beziehungen, die Brücken bauen. Wir wollen mit dem Einzelnen so umgehen, wie Gott mit uns umgeht: In Liebe, Annahme und Vergebung. Solche Beziehungen schaffen Realität und Vitalität.
Leitsätze
- Menschen vor Methoden: Wir begegnen den Menschen mit Würde und Respekt. Programme und Methoden dienen dazu, Menschen zu helfen, ihr von Gott gegebenes Potenzial freizusetzen.
- Gnade statt Gesetz: Wir wissen um das menschliche Bedürfnis nach Kontrolle und Sicherheit, das oft zu Gesetzlichkeit führt. Deshalb ermutigen wir einander zu einer Haltung der Gnade und Barmherzigkeit.
- Liebe, Annahme und Vergebung: Wir suchen eine Kultur der Liebe, Annahme und Vergebung, die Menschen aufrichtet und Furcht, Scham und Schuld tilgt.
- Selbstverantwortung und Rechenschaft: Wir leben erwachsene Beziehungen als Orte der Reifung. Sie helfen uns, selbstverantwortlich und verbindlich zu leben.
- Beziehungen bauen Brücken: Wir wissen um die Kraft von versöhnenden Beziehungen und suchen Trennendes unter Menschen verschiedener religiöser, ethnischer oder sozialer Herkunft zu überwinden.
Erneuerung, die Kirche und Gesellschaft durchdringt
Wir schätzen den Auftrag und die Sendung Gottes, sein Leben heute auszubreiten. Dieses Leben vollzieht sich in bestehenden und neuen Formen von Kirche und Gesellschaft. Darum engagieren wir uns in gesellschaftlichen Fragen in der Hoffnung, unsere Welt positiv mitgestalten zu können.
Leitsätze
- Neue Ausdrucksformen von Kirche gründen: Wir gründen Vineyards, weil wir glauben, dass dies ein wirksamer Weg ist, Gottes Reich auszubreiten und Menschen zu einem jesusmässigen Leben zu inspirieren.
- Erneuerung bestehender Formen: Wir verschenken uns an die ganze Kirche Jesu, indem wir weitergeben, was uns anvertraut wurde. Wir tun dies in einer Haltung von Wertschätzung und Respekt, um zu ermutigen, auszurüsten und zu bevollmächtigen.
- Kulturübergreifendes Arbeiten: Wir rechnen mit der spontanen Ausbreitung des Reiches Gottes in anderen Kulturen und Subkulturen. Wir helfen einheimischen Leitern in ihrem kulturellen Kontext Vineyards zu pflanzen.
- Soziale Gerechtigkeit: Wir glauben an Gottes Verheißung für diese Welt. Deshalb setzen wir uns ein gegen strukturelle Sünde und jede Form von politischem oder wirtschaftlichem Imperialismus.
- Gesellschaftliches Engagement: Wir suchen Gottes Antworten für lokale, nationale oder globale Herausforderungen und übernehmen politische, kulturelle und soziale Verantwortung. Wir nehmen unsere Gesellschaft nicht in erster Linie als Bedrohung sondern als Chance und Auftrag wahr.
Wolfram Kopfermann meint über die Vineyard im Vorwort zu "We are family - Wie die Gemeinde zu einem Zuhause wird":
Die Vineyard-Bewegung [...] ist in Mitteleuropa durch mehrere Kongresse bekannt geworden, die in der zweiten Hälfte der 80er Jahre stattfanden und von ihrem Gründer, dem US-Amerikaner John Wimber, geleitet wurden. Sie fanden verhältnismäßig viel Beachtung und hatten in der Folgezeit einen nicht unerheblichen Einfluss auf die pfingstlich-charismatische Szene im deutschsprachigen Raum. Was uns da entgegenkam, war weder eine "pentecostale" Ausprägung, wie sie einem in den damaligen Pfingstgemeinden begegnete, noch der schon etablierte Stil der "Charismatiker". Sowohl Theologie als auch Frömmigkeit atmeten etwas ganz Unverwechselbares. Viele waren angezogen von der großen Natürlichkeit, der auffälligen Transparenz und der warmen Menschlichkeit der Vineyard-Leute. Die offensichtliche Liebe zu Gott, wie sie sich im Lobpreis artikulierte, die spürbare missionarische Leidenschaft, die sensible unverkrampfte Art, für Kranke zu beten, überhaupt der entspannte Umgang mit Geistesgaben wirkten ausgesprochen einladend.
[...] Diese Bewegung hat sich ganz unspektakulär so stark ausgebreitet, dass ihr inzwischen mehrere Dutzend Gemeinden angehören. Sie wächst weiter."
Mehr über die Vineyard erfahrt ihr auch auf der Seite von Vineyard DACH. Die Vineyard Aachen hat ebenfalls eine gute Zusammenfassung über die Anfänge der Vineyard-Bewegung auf ihrer Seite.