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Spirituelle Übungen – Lectio Divina

LECTIO DIVINA

In letzter Zeit beschäftige ich mich aktiv mit der Erforschung geistlicher Übungen, die uns im evangelikalen Raum teilweise verloren gegangen sind, die aber einen unschätzbaren Wert beinhalten. Am IGW habe ich deshalb im Rahmen meines Studiums auch den Kurs „Schätze christlicher Spiritualität“ belegt und freue mich darauf, noch tiefer in diese Thematik einzusteigen.

Ich möchte euch auf meine Reise Stück für Stück mitnehmen und beginne heute deshalb mit einer kleinen Einführung in die „lectio divina“.

Die lectio divina (wörtlich „göttliche Lesung“) ist eine geistliche Übung, in die man ganz leicht einsteigen kann. Sie besteht aus vier Teilen und alles, was man dazu braucht ist Ruhe, Zeit und eine Bibel bzw. Bibelstelle.

Lectio

Begonnen wird mit der lectio, dem bevorzugt lauten Lesen eines Abschnittes aus der Bibel. Das Wort Gottes wird durch die Lesung aufgenommen. Über das aufmerksame Lesen ergibt sich, dass ein Bibelvers den Leser besonders anspricht, bei dem er dann verweilt und in die meditatio übergeht.

Meditatio

In der meditatio wird der Vers immer wieder wiederholt und wie das Wort schon impliziert, meditiert, also darüber nachgedacht. Dies kann am besten auch stimmhaft geschehen, das Wort wird ausgesprochen, wiederholt und durch die Gedanken „verstoffwechselt“.

Oratio

Es folgt die oratio, das Gebet als Antwort auf das aufgenommene und verinnerlichte Wort Gottes. Gebet kann hierbei durchaus als Zwiegespräch mit Gott verstanden werden. Ein Gebet ist keine Einbahnstraße.

Contemplatio

Idealerweise folgt am Ende die contemplatio, also das Verweilen darin und die Betrachtung dessen, was man von Gott gerade erfahren hat, bzw. mit ihm bewegt hat.

Ich möchte mit euch ein aktuelles persönliches Beispiel teilen, wie ich die lectio divina erlebt habe. Psalm 139 war der dafür ausgewählte Text. Ich wiederholte ihn mehrmals und doch blieben mein Blick und meine Gedanken bei Vers 17 hängen „Wie kostbar sind für mich deine Gedanken, o Gott, es sind unbegreiflich viele!“ (NGÜ).
In der Meditation wandelte sich dieser Vers immer mehr von einer Aussage in zwei Fragen: „Wie kostbar sind mir denn deine Gedanken, o Gott?“ und „Wie sehen deine Gedanken überhaupt aus?“

Ich nahm diese Frage mit in die oratio, ins Gebet und habe sie Gott Vater hingehalten. Mir wurde dabei bewusst, dass Gott Vater und ich in letzter Zeit eine eher berufsorientierte Beziehung hatten. Ich kam mit meiner Tagesordnung, mit dem, was MICH besonders im Gemeindekontext beschäftigte zu ihm und arbeitete diese Punkte ab; selten habe ich in letzter Zeit gefragt, was SEINE Gedanken sind. Dabei ging mir auf, dass ich immer noch sehr leistungsorientiert bin, auch in meinem Bemühen darin, für Gott zu leben, IHM zu dienen. Unsere Beziehung hat dadurch an Intimität verloren, zumindest fehlte eine ganz innige, persönliche Dimension.

Durch die lectio divina kam ich dieser Diskrepanz aber ganz einfach und natürlich auf die Spur. Das Wunderbare dabei ist, dass es aber nicht bei einer theoretischen Erkenntnis bleiben muss, sondern dass die spirituelle Übung uns praktisch helfen kann, aktiv etwas in unserem geistlichen Leben zu verändern oder anzugehen.

Die lectio divina ist auch eine sehr niederschwellige Übung, wenn man frisch einsteigen möchte, Gottes Reden im Alltag zu erleben.

Vielleicht möchtest du es auch einmal versuchen?

Falls du dabei weitere Anleitung brauchst, oder sonstige Fragen hast, kannst du mich über das Kontaktformular erreichen.

Gottes Segen,

deine Fülke!

 

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